Dr. G. Zimmermann

Privatpraxis für Psychotherapie
und Verhaltensmedizin

Bei der Neurodermitis ist neben der Entzündung der Haut der Juckreiz ein zentrales Symptom. Er ist vom Ausmaß der aufgebauten Anspannung abhängig und tritt verstärkt zu Beginn von Ruhephasen oder auch unmittelbar bei größeren Belastungen auf. Das Kratzen hat die wichtige Funktion, Anspannung und Erregung kurzfristig abzubauen, sodass der Organismus schneller wieder zur Ruhe kommt. Das Kratzen beseitigt jedoch nicht die eigentliche Ursache für die Anspannung; zudem wird die Entzündung in der Haut verstärkt. Abhängig von der Intensität der Anspannung kann das Ausmaß des Juckreizes von Tag zu Tag schwanken. Der willentliche Versuch, den Juckreiz zu unterdrücken, führt nur zu noch mehr Anspannung und hierdurch wiederum zu noch mehr Juckreiz bzw. mehr Entzündungsaktivität in der Haut.

In der Behandlung der Neurodermitis hat sich eine Kombination von dermatologischer und verhaltensmedizinischer Therapie sehr bewährt. Die verhaltenstherapeutische Behandlung versucht, die Stressverarbeitung und den Umgang mit Konflikten zu verbessern. Zusätzliche Übungen zur Körperwahrnehmung bieten den Patienten die Möglichkeit, einen direkt spürbaren Bezug zwischen innerer Anspannung, persönlichen Konflikten und den Körpersymptomen herzustellen. Dabei wird der Patient angeleitet, sein individuelles Verhalten bewusster wahrzunehmen und behutsam zu verändern. Er lernt Anspannung zu regulieren, Belastungsgrenzen besser zu erkennen, das Selbstwertgefühl zu steigern und eine positive Beziehung zum eigenen Körper aufzubauen. Dieser Prozess hilft dem Patienten, nicht wahrgenommene Anspannung, zurückgehaltene Gefühle oder Leistungsdruck und deren Verbindung zu seinen Symptomen zu erkennen und durch aktive Bewältigung positiv zu beeinflussen.

Die Therapie kann zu einer wesentlichen Verbesserung des Hautzustandes, in vielen Fällen sogar zu einer weitgehenden Symptomfreiheit führen.

Neurodermitis im Kleinkindalter – Beratung der Eltern.

Auch bei Kindern wird die Neurodermitis in einem erheblichen Ausmaß durch Hektik und Anspannung bei einer zugrundeliegenden genetischen Veranlagung verursacht. Je unruhiger das Kind ist, desto ausgeprägter sind der Juckreiz und die Entzündung der Haut. Der Juckreiz ist häufig bei hoher Erregung, Übermüdung oder zu Beginn von Ruhephasen am stärksten. Das Kratzen lässt sich kaum unterdrücken und hat, wie bei Erwachsenen, die Funktion, angestaute Erregung und Anspannung abzubauen.

Alltagsbelastungen und Konflikte im familiären Umfeld können die Hautsymptome des Kindes verstärken. Bei einer ausgeprägten Neurodermitis tritt das Kind mit seiner Hauterkrankung in den Mittelpunkt. So lernt es unbewusst, die Umgebung in seinem Sinne durch Kratzen zu beeinflussen.

Eine ausführliche Beratung und Schulung der Eltern zeigt Behandlungsmöglichkeiten auf und baut Ängste und Hilflosigkeit ab. Sie macht die Eltern auch auf den möglichen Einfluss der spezifischen familiären Situation aufmerksam. Aber auch der Gebrauch von audiovisuellen Medien (TV, Computer) sowie eine Fülle an (positiven) Aktivitäten beeinflussen das Krankheitsgeschehen. Die oft nur unzureichend wahrgenommene Wirkung dieser Reize, ihr Einfluss auf den Rhythmus von Anspannung und Erholung, sind für die Symptomentstehung wichtig. Über dies sind auch intensive positive Ereignisse für den Organismus „anstrengend“.

Ein gut strukturierter Tagesablauf mit Pausen für Eltern und Kind hat sich in vielen Fällen als heilungsfördernd erwiesen. Eine eingehende Beratung der Eltern und eine auf das Kind abgestimmte Behandlung können den Hautzustand erheblich verbessern oder sogar zu Symptomfreiheit führen.